14. September 2013

Deutschlandtour 2008 / Schwalbenflieger


Mit der Schwalbe in den Osten.
Am Montag, den 5. Mai, klingelt um halb fünf der Wecker. Der erste Blick gilt dem Wetter, das mich aber heute nicht im Stich lässt. Es ist trocken. Die Schwalbe steht gepackt in der Garage, und wartet auf die Dinge, die auf sie zukommen. Und das soll heute nicht wenig sein. Immerhin möchte ich in einem Rutsch in den Thüringer Wald, und zwar genau in dem Ort, wo Schwalbe vor 28 Jahren zusammengebaut wurde. Nach Suhl, das im Augenblick um die 410 Kilometer entfernt ist. Rein rechnerisch bedeutet das bei einem Schnitt von 40 Km/h in der Stunde über zehn Stunden Fahrt. Nach 50 Kilometer eine Pause von zwei Minuten, nach 200 Kilometer eine etwas längere Tankpause, so stelle ich mir das vor; mal sehen, wie die Wirklichkeit wird.
Um 5:15 Uhr trete ich den Kickstarter der Schwalbe dreimal herunter, und wie immer springt ihr Motörchen locker an. Es ist zwar trocken, doch wirklich warm ist anders, also habe ich unter Jeans und Motorradjacke noch einen Sportanzug. Ausziehen kann ich die Sachen ja immer noch.
Im Topcase, das wasserdicht ist, sind meine Anziehsachen. In den Satteltaschen, die rechts und links an der Schwalbe hängen, sind die Sachen, die man sonst noch braucht. Weil diese nicht dicht sind, habe ich alles noch mal in Gefrierbeutel gepackt, seien es die Bücher, sei es die Elektronik, die ich mitschleppe. Auf der Motorabdeckung habe ich noch eine Magnettasche mit den Regensachen, die ich hoffentlich nicht so oft brauche..................
Ich schalte den Motor aus. Jetzt lässt sie sich auch nicht mehr rückwärts rollen. Nur mit Mühe bekomme ich sie auf den Hauptständer. Bei der Ursachenforschung fällt mir am Hinterrad ein gerissener Kettenkasten auf. Ich löse das Hinterrad mit meinem Bordwerkzeug, das ich immer mithabe, und sehe die Bescherung. Die Kette ist gerissen. Mit vielen Defekten hätte ich gerechnet, aber das die Kette reißt, im Leben nicht. Aus diesem Grund habe ich auch keine Ersatzteile, außer einer Zündkerze und einem Döschen mit Reparaturzüge, mit. Man hat sowieso nicht das Richtige mit, wie man jetzt wieder sieht. Eine Kette hätte ich nie mitgenommen.
Nach einigem Minuten des Überlegens ist mir klar, was ich machen muss. Ich schreibe mir die zwei Straßen der Kreuzung, an der ich stehe, auf und rufe den ADAC, wo ich Mitglied bin an.
  „Warten Sie einen Augenblick. Sie werden zum nächsten freien Serviceplatz verbunden“.
Lange brauche ich diese Ansage nicht zu hören, und schon habe ich eine Mitarbeiterin aus Fleisch und Blut an meinem Ohr. Sie möchte wissen, wo ich stehe und um welches Fahrzeug es sich handelt.
  „Simson? Das habe ich nicht im Verzeichnis, welcher Typ denn?“
  „Das ist eine Schwalbe“.
  „Kann ich auch nicht finden“.
  „Dann schreiben Sie doch 50 cm³ Roller“.
  Welcher Schaden liegt den vor?“
  „Die Kette ist gerissen“.
  „Ja – welche Kette?“ Oh Mann
  „Die Antriebskette!“
  „Ich glaube nicht, das unser Pannenfahrzeug das Ersatzteil mit an Bord hat. Dann schicke ich besser einen Abschleppwagen“.
Wie soll auch ein ADAC-Pannenfahrzeug für einen  knapp 30 Jahre alten Roller eine Kette mithaben?
  „Ja, das ist in Ordnung“

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