14. September 2013

Mit dem Motorrad auf dem Landweg nach SO-Asien



Seit 22 Jahren träumte ich von dieser Reise, geschildert und beschrieben in einem einzigartigen Stil von Dr. Peter Falb "Mit der Enduro durch Asien" in Thomas Trossmann: “Motorradreisen zwischen Urlaub und Expedition”. Ich habe mir das Hirn zermartert: „Wie bekommst Du es hin, 3 Monate Auszeit zu nehmen?!“ - Dann hat mir das Schicksal geholfen:
Am Freitag, den 29. Juni 2012 um 13:00 Uhr ging in unserem Münchner Büro die Tür auf. Herein kamen unser Geschäftsführer und eine Mitarbeiterin aus der Personalabteilung. Eine halbe Stunde später hatte ich meine Kündigung in der Hand – Betriebsschließung. Auf einmal hatte ich Zeit, unglaublich viel Zeit.
Am Abend nahm ich das Buch aus dem Regal. Auf Seite 195 steht dort: „Der ideale Startmonat ist der September. Warm, nicht zu heiß in Anatolien und Westpersien, in Südpakistan und Nordindien ist der Monsun Ende September auf dem Rückzug.“ Meine Frau saß auf der Terrasse, ich ging zu ihr und fragte: “Was würdest Du sagen, wenn...?” Sie sah mich an und meinte: “Fahr, diese Chance bekommst Du nie wieder !”
Abfahrt1Viel Zeit habe ich nicht für die Vorbereitungen, in zwei Monaten soll es losgehen. Gemeinsam mit ihr über den Balkan, dann alleine weiter in die Türkei - Iran - Pakistan - Indien - Flieger nach Thailand - Laos - Kambodscha. Zurück ebenfalls durch die Luft.
Die Visa (Iran, Pakistan, Indien) sind bereits nach 4 Wochen komplett, den Rest gibt's 'on arrival'. Das Carnet liegt in der Schublade. Mit dem Impfen habe ich etwas spät begonnen und komme mir vor, wie ein Chemie-Baukasten (Tetanus, Hepatitis, Diphtherie, Polio, Tollwut,...), das Bike, eine BMW R100GS, Bj. 1991 hat 143.000 km auf der Uhr. Getriebe, der Kardan und die Kupplung sind mit dieser Laufleistung den einschlägigen Foren nach im Prinzip Schrott. Nur – meine Kiste läuft, wie ein Uhrwerk. Dennoch entscheide ich mich, eine ölfeste Kupplung einzubauen und das Getriebe zum Überholen zu geben.
Der Schock trifft mich in der Nacht auf den 19. August. Rufe wecken mich, im Bad liegt Nela, meine Frau. Sie ist auf dem Läufer ausgerutscht und hat sich tatsächlich den Unterschenkel gebrochen. Zwei Wochen liegt sie im Krankenhaus, ich selbst sitze auf gepackten Koffern.
Als sie entlassen wird, kommen wir zu dem Entschluss, dass ich trotzdem fahre. Die beiden Mädels sind so groß, dass sie ihr helfen können. All die Vorbereitungen können nicht umsonst gewesen sein. Einzig die Route ändere ich und werde entgegen der ursprünglichen Planung nicht über den Balkan sondern das erste Stück mit der Fähre nach Griechenland fahren.
Am Morgen des 4. September 2012 ist es schließlich soweit. Corinna, unsere jüngere Tochter, reicht mir mit einem trockenen Kommentar eine Tafel Ritter Sport Alpenmilch: “Hier, etwas Nervennahrung, Du wirst sie brauchen!” Dann drücke ich auf den Anlasser. Die Reise hat begonnen...

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